Seit 4 Generationen betreibt die Familie Forstner ein Uhren- und Schmuckladen und mittlerweile auch zwei Trau-Eheringgeschäfte. Zeit für einen Rückblick, gegenwärtige Entwicklungen und kuriose Anekdoten aus dem Ehering-Beratungsalltag.
Als Familienunternehmen führt ihr seit den 1970er Trau- und Eheringe: Was hat sich verändert?
Josef:
Trauringe gehen mit der Mode mit: Mal werden sie dünner oder dicker, dann ändern sich die Farben der Steine und des Grundmaterials. Beispielsweise wollte vor 10 Jahren kaum jemand rosegoldene Eheringe. Heute ist es ein sehr gefragtes Material. Früher führte ich drei verschiedene Materialen – meine Söhne haben heute um die 20 Materialien im Sortiment.
Dominik:
Was die Kunden angeht, hat sich auch einiges getan. Ein Trauring hat heute auch einen anderen Stellenwert – er ist emotionaler. Das liegt vielleicht auch an der Internationalisierung – es gibt häufiger Paare mit verschiedenem internationalem Background. Da werden Bräuche und Bedeutungen ausgetauscht und übernommen. In Amerika hat beispielsweise ein Antragsring eine sehr große Bedeutung: Laut Faustregel soll er den Wert von drei Monatsgehältern haben und ist selten unter einem Karat. In England ist es ein halbes Karat und in Deutschland unter einem halben Karat. Der Antragsring hat in Deutschland eine richtige Renaissance erlebt – ein Verlobungsring war nicht typisch. Seit 10 Jahren ist er aber nicht mehr wegzudenken.
Joschi:
Die Qualität des Materials und der Steinbesetzung spielt auch eine immer größere Rolle, genauso wie eine gewisse Auffälligkeit. Deshalb gibt es seit einigen Jahren die Zusteckringe. Kunden legen Wert auf Individualisierung und wollen nicht nur einen schlichten Ehering, sondern einen Schmuckring.
Was sich auch verändert hat: Männer tragen ihre Eheringe wirklich und bewahren sie nicht einer Schublade auf. Früher hatte nur der Mann Steine am Ehering – heute diese tragen hauptsächlich Frauen. Und: Männer sind in der Beratung oft schwieriger als Frauen. Frauen haben meistens schon eine Vorstellung vom Ring, Männer oft nicht.
2017 wurde in Deutschland die Ehe für Homosexuelle möglich. Hat sich das auch bei euren Kunden bemerkbar gemacht?
Joschi: 2017 kamen direkt gleichgeschlechtlichen Paare in unser Geschäft nach Würzburg. Das hat uns sehr gefreut. Leider haben wir von einigen Paaren erfahren, dass diese in anderen Juwelier- und Trauringgeschäften nicht beraten und bedient wurden. Das hat uns nachdenklich gemacht. Wir haben deswegen beschlossen, den Regenbogen an unseren Geschäften anzubringen, um zu zeigen, dass bei uns jedes Paar egal welchen Geschlechts willkommen ist. Das hat sich herumgesprochen – wir haben immer mehr gleichgeschlechtliche Paare als Kunden. Mir persönlichen machen diese Gespräche immer viel Spaß – es ist sehr locker und es wird viel gelacht.
In eurer Goldschmiede erstellt ihr Ringe ganz nach Kundenwünschen: Was war euer kuriosester Auftrag?
Josef: Ein orthopädischer Ehering! Also ich habe diese Eigenproduktion so getauft. Eine gichtkranke Kundin kam in das Geschäft und suchte verzweifelt einen passenden Ehering. Durch die Krankheit konnte sie keine übliche Ware tragen. Ich entwarf und baute einen Ring mit Scharnier und Brücke und konnte den Wunsch der Kundin erfüllen und die Hochzeit konnte stattfinden. Die Dame war so glücklich über ihren Ehering und erzählte es weiter. Die Geschichte wurde in Holland bekannt und so kam eine Gruppe von 7 holländischen gichtkranken Frauen nach Karlstadt. Jede von ihnen bekam einen maßgefertigten Ehering.
Der Film„Herr der Ringe“ handelt von einem Ring mit folgender Gravur in elbischer Sprache: „Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden.“ Hattet ihr schon den Auftrag, diesen Spruch zu gravieren?
Dominik: „Ja – zumindest den ersten Teil des Spruchs „Ein Ring sie zu knechten“. Wir haben mit den Kunden schon sehr gelacht. Die Gravur war für den Damenring, allerdings in lateinischer und nicht in elbischer Schrift.
Das war aber nicht das Kurioseste: Hin- und wieder bekommen wir Zettelchen mit teils sehr delikaten Inhalten über den Tresen geschoben – auch diese Botschaften oder Kosenamen gravieren wir. Eine Gravur ist etwas sehr Individuelles und wir respektieren die Wünsche unserer Kunden – nicht nur was den Inhalt angeht, sondern auch Schriftarten. Elbisch wird öfters gewünscht, Wikingerrunen haben wir auch schon graviert. Seit Neuestem führen wir auch die altägyptische Schrift.